Auf das optimale Glas haben wir bereits hingewiesen. Weitere Kriterien, welche den Charakter eines Weines beeinflussen können, sind die Trinktemperatur, die Lagerung oder das Belüften (Dekantieren) vor dem Weingenuss.
Die Trinktemperatur ist für uns ein sehr wichtiges Kriterium. Früher sprach man immer von der Zimmertemperatur. Nun, wann war früher? Diese Definition kommt wohl aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts, als nämlich die Räume noch nicht beheizt waren oder nur wenige davon. Zimmertemperaturen von 14 bis 18 Grad waren dazumal eher üblich. Für den Wein so weit, so gut, nur sind unsere Räume heutzutage eher überheizt und die Temperatur liegt oft zwischen 20 und 23 Grad. Wir sind der Meinung, dass Rotweine immer noch eher zu warm serviert werden. Versucht es einmal und verkostet den Rotwein im direkten Vergleich zu etwas Kühlerem. Was stellt ihr fest? Richtig, der Charakter des Weines kann sich durch die Temperatur massiv verändern. Wir sind aber der Meinung, dass jeder für sich seine bevorzugte Temperatur finden muss. Wir empfehlen für Rotweine eine Trinktemperatur von 16 bis 18, für Weissweine 11-13 sowie für Prosecco und Moscato 6-8 Grad.
Nebst der Trinktemperatur können wir dem Wein durch vorzeitiges Öffnen der Flasche oder gar dem Dekantieren helfen, sich noch besser zu entfalten und somit für uns den grösseren Trinkgenuss zu geben. Dabei gilt es aber, folgendes zu beachten: Ein bereits gealterter Wein muss/darf nicht zur Beatmung frühzeitig geöffnet werden. Dabei kann der Schuss auch nach hinten losgehen, da mit dem Sauerstoff automatisch die Oxidation gefördert wird und somit im schlechtesten Fall der Wein ins nicht Trinkbare abdriftet! Das dekantieren von altem Wein kann bei sorgfältiger Ausführung helfen, dass der Weinstein oder Weinsatz in der Flasche bleibt und der Inhalt in der Dekantierflasche vollumfänglich genossen werden kann. Verschliesst aber nach dem Dekantieren eines alten Weins die Karaffe mit dem entsprechenden Deckel, damit nicht zu viel Luft dazukommt.
Die Lagerung der Weinflaschen kann natürlich ebenfalls Auswirkungen auf den Charakter des Weines haben. Wobei ehrlich gesagt heute die wenigsten Weintrinker vermutlich über den „richtigen Keller“ zur Lagerung verfügen. Viele müssen mit dem Betonverlies (als Keller) in einem Miethaus auskommen und können weder das Klima (trocken/feucht) noch die Temperatur beeinflussen. Zum Trost sei gesagt, dass der Wein lieber in einem solchen Raum gelagert wird, Hauptsache die Temperatur bleibt konstant und dies ist ja meisten der Fall. Ein absolutes „No Go“ sind die immer noch vertretenen Stuben-Weinregale oder einzelne Flaschenhalter, welche auf dem Boden oder einem Sideboard platziert werden. Diese Weine sind womöglich während einer längeren Zeit Ausstellungsobjekt (man will ja zeigen, was man geschenkt bekommen hat) und deshalb grösstenteils wesentlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Man denke nur im Winter an die Raumtemperatur und in der Nacht an die abgesenkte Temperatur oder eben im Sommer, wo Räume gut und gerne auch einmal eine Temperatur von bis zu 30 Grad erreichen können. Solche Schwankungen setzen dem Wein negativ zu, wobei man grundsätzlich beachten sollte, dass höhere Temperaturen auch zu einer schnelleren Alterung führen können. Wer es richtig machen will, setzt für die Wohnraumlagerung lieber ein Weinklimaschrank ein.
Fazit
Es gibt also verschiedene Wege einen Wein zu charakterisieren und einige Punkte, welche den Wein im Charakter verändern können. Nicht zu letzt ist die persönliche Verfassung matchentscheidend! Wer kennt ihn nicht, der Veltliner, welcher auf 2000m Höhe hervorragend schmeckt und in der eigenen Stube zu Hause ungeniessbar ist? Oder den Wein, welchen man in den Ferien immer zu zweit getrunken und 6 Flaschen als Erinnerung nach Hause mitgenommen hat, sich aber nach dem Geniessen der ersten Flasche enttäuscht denkt: Wie konnten wir nur? Der Charakter des Weines ist eben manchmal auch abhängig von Ambiente und Emotionen…
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